Gefährliche Irrtümer

Viele nehmen an, Grünabfall zu verbrennen sei unbedenklich. Das ist ein fataler Irrtum. Einer von vielen. Daher gibt es hier Zahlen, Daten und Fakten zum Thema Feinstaub und Stickstoffdioxid und was sie mit Gartenabfall zu tun haben.

Foto: Barbara Bartels-Leipold

Nur Wasserdampf?
Ein tödlicher Irrtum!

Die Annahme, dass die Verbrennung von Grünabfall unschädlich ist, ist leider ein weit verbreiteter Irrtum. Die Verbrennung ist nur dann gesundheitlich unschädlich, wenn diese zu Kohlendioxid und Wasser bei hohen Temperaturen vollständig erfolgt. Dafür darf das Brenngut nur eine maximale Restfeuchte von 30 % aufweisen. Holz muss dafür regengeschützt ein bis drei Jahre trocknen. Klimaschädlich wäre auch eine vollständige Verbrennung dennoch.

Grünabfälle aus dem Garten oder der Landwirtschaft weisen in der Regel eine viel höhere Feuchtigkeit auf. Dadurch ist die Verbrennungstemperatur zu niedrig, das Feuer bekommt zu wenig Sauerstoff und die Verbrennung erfolgt unvollständig.

Giftige Mischung mit fatalen Folgen
So kommt es zu einer starken Rauchentwicklung, bei der Gifte wie Kohlenmonoxid und Verbindungen mit  krebserregender Wirkung entstehen, wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK; Bestandteile von Teer). Sichtbar wird beim Brand in der Tat Wasserdampf. Allerdings docken sich an diesem, wie auch an den unsichtbaren Feinstaubteilchen, Schadstoffe an, verbreiten sich und steigen in die Atmosphäre auf.

Wissenschaftler des Landesamtes für Umweltschutz in Halle (Deutschland) und des Instituts der Feuerwehr haben zur Veranschaulichung die Abgase von Gartenfeuern mit denen verglichen, die in einer modernen, mit Stroh-Pellets betriebenen kleinen Heizung für Eigenheime entstehen.

Die Konzentration des Atemgiftes Kohlenmonoxid war bei den Gartenfeuern 67-mal so hoch wie in der Pellet-Heizung. Der Gehalt an Benzo(a)pyren, das auch im Zigarettenrauch vorkommt und als krebserregend gilt, lag im Gartenfeuer-Abgas sogar 330-mal so hoch wie im Abgas der Heizung.

Außerdem wiesen die Forscher deutlich erhöhte Konzentrationen an Dioxinen und Furanen nach, die ebenfalls Krebs auslösen können (siehe folgende Grafiken).

Erste Ergebnisse zeigen, dass einige Schadstoffe, darunter z.B. Kohlenmonoxid, Benzo(a)pyren, Staub und Dioxin in sehr hohen Konzentrationen im Rauchgas auftreten. So liegen beispielsweise die Werte für Staub rund 25 Mal höher als bei geordneter Verbrennung von pelletierten halmgutartigen Brennstoffen in Kleinfeuerungsanlagen, die nach dem Stand der Technik betrieben werden. (Mittelwerte von Untersuchungsergebnissen des Landesamts für Umweltschutz Sachsen-Anhalt).

Und ewig brennen die Felder: Krankmacher aus der Landwirtschaft

Noch schlimmer als die Feuer in privaten Gärten wirkt sich das Verbrennen von Grünabfällen aus der Landwirtschaft aus. Was dort den Flammen übergeben wird, ist durch Rückstände von Pestiziden noch deutlich problematischer.

Eine im Auftrag der Commission for Environmental Cooperation der Länder Kanada, Mexiko und der Vereinigten Staaten erstellte Studie zeigt, dass der Dioxingehalt in Abhängigkeit von dem verwendeten Fungizid oder Herbizid 150 mal oder sogar bis zu 270 mal so hoch sein kann wie bei unbehandelter Biomasse.

Deutlich erhöht sind beim Freilandfeuer ebenso die Konzentrationen an lungenschädlichem Feinstaub (PM10).

Das Landesamt für Umweltschutz in Halle hat nachgewiesen, dass die Belastung mit Feinstaub an den Brenntagen, also an Tagen, an denen das Verbrennen von Gartenabfällen ausnahmsweise erlaubt ist, die zulässigen Grenzwerte überschreitet. Die Belastung durch die landwirtschaftlichen Feuer auf dem Land wird in Spanien leider bisher noch nicht thematisiert.

Ein Gartenfeuer =  Feinstaub von 250 Autobussen
Gleichzeitig werden in den Städten wie Madrid oder Barcelona Umweltzonen eingerichtet werden, in denen Benzin- oder Dieselkraftfahrzeuge nicht mehr oder nur eingeschränkt verkehren dürfen, wird. Dabei produziert ein größeres Gartenfeuer in sechs Stunden gleich viel Ruß und Rauchpartikel (Feinstaub) wie 250 Autobusse während eines ganzen Tages.

Zahlen, Daten, Fakten

vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub in Spanien 2019

vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub in Europa 2019

vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid (NO2) in Spanien 2019

vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid (NO2) in Europa 2019

Quelle: Ärzteblatt/EU

Wissenswertes zu Feinstaub

Was ist Feinstaub?

Bei Staub denken die meisten an feste Partikel, die einem die Arbeit im Haushalt zur Qual werden lassen können. Sein “großer” Bruder ist der Feinstaub, der auch Zuhause, aber vor allem draußen vorkommt.

Dieser Feinstaub ist eine toxische  Mischung kleinster Partikeln aus unterschiedlichen Quellen. Er wird unterschieden in primär und sekundär gebildeten Feinstaub. Beide können aus natürlichen Quellen stammen oder von Menschen verursacht sein.

Mit primär ist Feinstaub gemeint, der bei Verbrennungsprozessen direkt entsteht.  Sekundärer Feinstaub ist das Produkt anderer Substanzen, wie Ammoniak, Schwefel und Stickoxiden.

Feinstaubkategorien

Feinstaub ist weitverbreitet und kann in flüssigen und festen Substanzen enthalten sein. Da er unterschiedlich groß ist, unterteilt man ihn in verschiedene Kategorien. Gemessen wird er in µm (Mü oder Mikrometer). Ein Mikrometer = 1 tausendstel Millimeter.

PM10 ist der größte Feinstaub mit einem Durchmesser bis zu 10 µm (Mikrometer). Zu diesem zählen Hausstaub, Pollen und Schimmelsporen. Für PM10 gibt es einen europäischen Grenzwert.

PM2.5 ist Feinstaub mit einem Durchmesser unter 2,5 µm, wie Verbrennungspartikel, Asbeststaub, aber auch Bakterien gehören dazu. Auch für PM2.5 gibt es einen europäischen Grenzwert.

PM1 ist Ultrafeinstaub. Er ist so klein, dass man ihn sich kaum mehr vorstellen kann, mit einem Durchmesser weniger als 1 µm. Zu diesem zählen Rußpartikel, aber auch Viren.

Wie schädlich ist Feinstaub?

Auch wenn Feinstaub so harmlos klingt, hat er schwere gesundheitliche Folgen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) können bereits zehn Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft die Lebenserwartung der gesamten Bevölkerung um durchschnittlich ein halbes Jahr reduzieren. Somit zählt Feinstaub zu den Schadstoffen mit den weitreichendsten gesundheitlichen Auswirkungen.

Auf das Problem der Luftverschmutzung weist auch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen hin. Ebenso das Welternährungsprogramm, das insbesondere auf die gesundheitlichen Probleme durch landwirtschaftliche Feuer auf der ganzen Welt hinweist und sich für Alternativen einsetzt. Und sogar der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen hat das Recht auf eine saubere Umwelt als Menschenrecht anerkannt und einen Berichterstatter eingesetzt.

Wie wirkt Feinstaub?

Nicht auf die Größe kommt es an, zumindest beim Feinstaub. Je kleiner die Partikel sind,  umso tiefer dringen sie in den Körper ein und desto gefährlicher sind sie für die Gesundheit.

Das gilt besonders für  ultrafeine Rußpartikel, die sogar als krebserregend eingestuft sind. Aber auch  Asthma, Allergien, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen können auf das Feinstaubkonto gehen.

Wie kann man Feinstaub reduzieren?

Feinstaub reduzieren kann jeder: Beispielsweise das Auto stehen lassen oder Strom aus erneuerbaren Energien nutzen.

Hier in Spanien liegt eines der größten Potenziale aber darin, Grünabfälle nicht mehr einfach auf den Feldern zu verbrennen.

Fazit

Ein Feuer, das qualmt, ist giftig, auch wenn man nur den Wasserdampf sieht. Ein qualmendes Feuer setzt neben CO2 auch Gifte und Schadstoffe wie Kohlenmonoxid, Dioxine, Furane, Benzo(a)pyren und Feinstaub frei. Es schädigt Klima, Umwelt, Mensch und Tier. Es gefährdet das gerade erst beschlossene Menschenrecht auf eine saubere Umwelt und dazu gehört auch das Recht auf eine saubere Luft, das in der Europäischen Union durch die Richtlinie 2008/50/EG über Luftqualität und saubere Luft in Europa geschützt ist.

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